Zuerst einmal ein herzliches Willkommen an Stefan, schön dass Du Dich hier gleich rege einbringst!
Pray, Du schreibst
Er sagt: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Grundsätzlich könnte man nur erwidern, dass unsere Gerechtigkeit in Christus Jesus ja eine bessere ist, die gilt (z.B. Rö. 3,22). - und Punkt.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren stolz darauf, dass sie das Gesetz bis auf's i-Tüpfelchen befolgten. Vermeintlich. Denn sie befolgten das Gesetz zwar dem Buchstaben nicht aber dem geistlichen Wesen nach, wie Jesus dann auch durch die folgenden Beispiele aufzeigt, wie Du ja schon teilweise aufgezählt hast:
Warum aber führt Jesus dann noch mal verschärfende Dinge zu den Geboten hinzu? Für wen hat er das gesagt?
Ich würde es so verstehen, dass die bessere Gerechtigkeit der Pharisäer dann so erklärt wird:
- Du sollst nicht töten, wird verschäft, dass es ein Töten ist, wenn ich meinem Bruder zürne und ihn gar Narr nenne(griech. Moros, sehr schlimmes
verurteilendes Wort).
- Du sollst nicht ehebrechen wird verschärft, dass ein begehrliches Ansehen im Herzen schon Ehebruch ist.
Ich denke, damit ist auch Deine Frage nach dem Grund der "Verschärfung" beantwortet, wie ja auch Stefan schrieb:
ich finde nicht, dass Jesus neue Gebote hinzufügt (Mt. 5, 18). Ganz im Gegenteil. Er unterstreicht die bisherige Gesetze nochmal
Hier stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Sinn und Zweck des Gesetzes.Sinn: Liebe
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. (Römer 13,10)
Zweck: den Menschen ihre Sündhaftigkeit aufzuzeigen, ihre absolute Unfähigkeit, Gottes Massstäben gerecht werden zu können
Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers. (Galater 3,19)
So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden. (Galater 3,24)
Die Liebe wird in 1. Kor 13 beschrieben und in der Bergpredigt praktisch aufgezeigt.
Daran sollte eigentlich jeder Mensch erkennen, wie unzulänglich er ist.
Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit allen der Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (Römer 3,19-20)
Daher wird auch das Gesetz nicht aufgehoben, sondern es bleibt gültig, damit es die Sünder überführt.
Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. (Mt 5,17)
Für die aber, die Anteil an der Gerechtigkeit Christi haben, gilt
Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. (Röm 10,4)
Generell muss also geschlussfolgert werden, dass die Gerechtigkeit Christi nicht nur
besser ist, als die der Pharisäer, sondern vielmehr die
einzige Gerechtigkeit, die vor Gott gilt:
Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. (2. Kor 5,21)
Dies führt zu einem weiteren Gesichtspunkt:Das in weiten christlichen Kreisen geforderte Halten des Gesetzes.
Manche meinen, "als Christen" müssten sie "erst recht" das Gesetz halten. Hier liegt offensichtlich ein Missverständnis vor. Bei seinen irdischen Lehrtätigkeiten sprach Jesus zu Juden, die unter dem Gesetz standen. Denen führte er in aller Deutlichkeit vor Augen, was sie zu tun haben, um gerecht zu sein! Wir aber, die wir unter der Gnade gegeben, ist KEIN Gesetz gegeben!
Wir wissen aber, daß das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht gebraucht, weil er weiß, daß dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist, sondern den Ungerechten und Ungehorsamen, den Gottlosen und Sündern, den Unheiligen und Ungeistlichen,... (1. Tim 1,8-9a)
Ich kenne schon die Einwände, die jetzt üblicherweise kommen: sind wir etwa Gesetzlose? Nein, das sind wir nicht. Wir leben unter dem Gesetz Christi, welches besagt, dass Seine Gerechtigkeit uns angerechnet wird.
Das ist das Gesetz Christi: Liebe. Wer liebt, hat das Gesetz erfüllt. Er hat geliebt bis zum Tod am Kreuz und damit das Gesetz für uns erfüllt. Weil wir dazu gar nicht in der Lage sind, wie die Bibel vielfach bekundet!
Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2. Kor 3,5-6)
Das ist Gnade!
Manche meinen nun aber dennoch, man müsse der Gnade eigene Werke hinzutun, um "vollends" gerettet zu werden
Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. (Römer 4,4-5)
Das ist eine sehr verhängnisvolle Sache, wie Paulus klar sagt:
Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.
Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen. (Galater 5,4, Hervorhebung von mir)
Wer also meint, dass er einzelne Punkte des Gesetzes erfüllen müsse, um die Rettung "komplett" zu machen, ist wieder unter dem Gesetz des Mose und nicht mehr unter dem Gesetz Christi.
Es ist verhängnisvoll, die eigene Gerechtigkeit, und sei es auch nur teilweise, auf etwas anderes zu gründen als die Gerechtigkeit, die Christus für uns erworben hat
Doch weil wir wissen, daß der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht (Galater 2,16; Hervorhebung von mir)
Genau das war das Problem der Pharisäer (und ist es auch heute noch für Viele!): sie meinten durch das Halten der Gesetze dem Buchstaben nach gerecht zu sein. Das ist Selbstgerechtigkeit und in Gottes Augen nichts anderes als Hochmut.
Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2. Kor 3,6b)
Es gibt nun also diese 2 Wege:
- Sünde - Gesetz - Selbstgerechtigkeit - Gericht - Tod
- Sünde - Gesetz - Sündenerkenntnis - Ergreifen der Gnade (Wiedergeburt) - Glaube - Leben
Dazwischen gibt es keinen Weg.