Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv
 

In Bedrängnissen und Prüfungen überwinden

Rudolf Ebertshäuser, Publiziert von Jesusruf

06.11.12

Kerze-IMG 4973 cr 225x300Von Natur aus wünscht sich jeder Mensch ein glückliches, sorgenfreies Leben ohne Nöte und Krisen. Wir alle sind froh, wenn alles in unserem Leben glatt zu gehen scheint. Manche Christen haben auch die Erwartung an Gott, daß Er, nachdem sie nun Frieden mit Ihm haben durch den Glauben, dafür sorgen solle, daß ihr Leben von nun an leicht und gut und sorgenfrei verläuft. Sie sind dann enttäuscht, wenn sie feststellen, daß Gott diese Erwartung nicht erfüllt, ja, daß manchmal ihr Leben erst richtig in Krisen kommt, nachdem sie zum Glauben gekommen sind.

 


In Bedrängnissen und Prüfungen überwinden

 

Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muß, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn liebt ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, und über ihn werdet ihr euch jubelnd freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Endziel eures Glaubens davontragt, die Errettung der Seelen! (1Pt 1,6-9)


Bedrängnisse und Prüfungen gehören zu unserm Glaubensleben

Von Natur aus wünscht sich jeder Mensch ein glückliches, sorgenfreies Leben ohne Nöte und Krisen. Wir alle sind froh, wenn alles in unserem Leben glatt zu gehen scheint. Manche Christen haben auch die Erwartung an Gott, daß Er, nachdem sie nun Frieden mit Ihm haben durch den Glauben, dafür sorgen solle, daß ihr Leben von nun an leicht und gut und sorgenfrei verläuft. Sie sind dann enttäuscht, wenn sie feststellen, daß Gott diese Erwartung nicht erfüllt, ja, daß manchmal ihr Leben erst richtig in Krisen kommt, nachdem sie zum Glauben gekommen sind.

Solche Nöte können darin bestehen, daß wir von Menschen angegriffen und ungerecht behandelt, verleumdet oder verfolgt werden. Es kann geschehen, daß sich unsere Hoffnungen und Pläne zerschlagen, daß wir durch Arbeitslosigkeit, Mißerfolge, finanzielle Nöte gebeutelt werden. Es kann sein, daß wir in der Ausbildung oder im Beruf versagen, daß wir zwischenmenschliche Probleme in unserer Familie erleben, Ehekrisen, Krankheiten, allerlei seelische Nöte, aber auch geistliche Probleme, Krisen in unserer Beziehung zu Gott. Wie kann dies uns geschehen, wenn wir doch nun Frieden mit Gott haben und Gott für uns ist?

Doch die Bibel zeigt uns Kindern Gottes, daß Bedrängnisse und Anfechtungen, Versuchungen und Prüfungen etwas Normales im Leben eines Gläubigen sind. Gott gibt uns wunderbaren Frieden, Friede mit Ihm; Gott verwandelt unser Leben und befreit uns von vielen Lasten und Nöten, die mit unserer Sündenverstrickung und der Macht des Teufels in unserem alten Leben verbunden waren. Gott schenkt uns ein wahrhaft glückliches, erfülltes Leben in der Gemeinschaft mit unserem herrlichen Herrn Jesus Christus.

Aber auf der anderen Seite lehrt Gott Seine Kinder auch, daß Bedrängnisse für unser geistliches Wachstum und die Bewährung unseres Glaubens nötig sind, wie das schon angeführte Wort aus dem 1. Petrusbrief eindrücklich zeigt. So schreibt es auch der Apostel Paulus an die schwer bedrängen Thessalonicher:

... und sandten Timotheus, unseren Bruder, der Gottes Diener und unser Mitarbeiter am Evangelium von Christus ist, damit er euch stärke und euch tröste in eurem Glauben, damit niemand wankend werde in diesen Bedrängnissen; denn ihr wißt selbst, daß wir dazu bestimmt sind. Als wir nämlich bei euch waren, sagten wir euch voraus, daß wir Bedrängnisse erleiden müßten, und so ist es auch gekommen, wie ihr wißt. (1Th 3,2-4)

... dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,] daß wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen. (Apg 14,22)

Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt haßt sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen. (Joh 17,14-15)

Wir sind zum einen von Gott dazu bestimmt, in dieser Welt Bedrängnisse zu erleiden, weil wir Christus angehören und diese Welt Christus haßt und verworfen hat. So müssen auch die, die an Christus glauben, Anteil an der Feindschaft der Welt haben und durch die Mächte dieser Welt - durch Satan und seine Dämonen wie auch durch die sündigen Menschen, die Sklaven Satans sind - allerlei Leiden und Nöte erdulden.

Unser himmlischer Vater läßt solche Bedrängnisse aber auch um unsertwillen zu und gebraucht diese widrigen Umstände, um uns zu erziehen, um unseren Glauben zu stärken und zugleich zu läutern, zu reinigen. So kann es für Nachfolger Christi immer wieder vorkommen, daß sie "nach dem Willen Gottes leiden" (1Pt 4,19; vgl. 3,17).

Die Frage ist nun, wie wir als Kinder Gottes auf solche Krisen und Nöte reagieren. Sie gefallen unserem Fleisch natürlich nicht; manchmal verstehen wir auch nicht, warum das uns geschieht. Wir sind in Gefahr, zu seufzen und zu murren, uns Sorgen zu machen und Gott zu mißtrauen, Gott Vorwürfe zu machen: "Wie kannst du das zulassen in meinem Leben?". Doch damit nehmen wir Schaden in unserem geistlichen Leben; wir blockieren Gottes Erziehungshandeln und damit auch unser geistliches Wachstum. Ja, ein solches Murren und Widerstreben kann manchmal das ganze geistliche Leben vergiften und in die Krise stürzen.

Deshalb ist es wichtig, daß wir uns aus Gottes Wort zurüsten lassen und uns vor Augen halten, wozu Prüfungen und Krisen gut sind und wie wir siegreich und gestärkt, geläutert und als Überwinder aus ihnen hervorgehen können.


"Von MIR aus ist diese Sache geschehen" Unsere Bedrängnisse und der Wille Gottes

Für jeden echten Gläubigen, der in Nöten und Leiden steckt, ist es eine wichtige Einsicht und ein großer Trost, daß alle diese Dinge von Gott gemäß Seinem guten Plan und Willen für unser Leben zugelassen und in gewisser Weise auch angeordnet wurden. Das mußte einst ein Rehabeam hören, als ihm die größere Hälfte seines Reiches verloren ging: "Von mir aus ist diese Sache geschehen"

(2Chr 11,4). Es ist so, wie der Prophet bekennt: "Geschieht auch ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht gewirkt hat?" (Amos 3,6).

Ich bin der HERR und sonst ist keiner; denn außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dich gegürtet, ohne daß du mich kanntest, damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erkannt werde, daß gar keiner ist außer mir. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner, der ich das Licht mache und die Finsternis schaffe; der ich Frieden gebe und Unheil schaffe. Ich, der HERR, vollbringe dies alles. (Jes 45,5-7)

Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne daß der Herr es befahl? Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und das Gute? (Klag 3,37-38)

So dürfen auch wir es annehmen: Alle Bedrängnisse und Prüfungen, die uns widerfahren, sind kein blindes Geschick. Sie sind auch keine boshafte Willkür des Feindes, wie es manche Gläubige annehmen; der Widersacher darf uns ja nur mit Gottes Zulassung antasten (vgl. Hiob 1,6-12; 2,1-8; Lk 22,31-32). Nein, sie sind von dem allmächtigen, allwissenden, gnädigen Gott, von unserem Vater so verordnet worden - wie ein Arzt eine schmerzhafte Therapie verordnet, damit es uns am Ende besser geht. Gott hat sie zugelassen und beschlossen, weil sie Seinem Ratschluß für unser Leben entsprechen, weil sie letztlich zu unserem Besten dienen.

So nimmt der Glaube die Bedrängnisse demütig, aber auch vertrauensvoll aus der gewaltigen, allmächtigen, aber auch gütigen Hand Gottes an (1Pt 5,5-7; Jak 4,7-10). Er sieht, daß hinter aller Not, aber auch über aller Not der ewige, souveräne, barmherzige und liebende Gott steht. Gott hat die Not zugelassen, aber Er hat sie auch begrenzt und abgewogen, so daß sie uns nicht niederdrücken und zermalmen kann (vgl. 1Kor 10,13). Sie beugt uns oft in den Staub, sie ist uns eine Last - aber keine Not, die aus Gottes Hand kommt, wirkt glaubens- und lebenszerstörend.

So wie der echte Glaube die Not aus Gottes Hand annimmt, so erwartet er auch von Gott die Hilfe, die Befreiung aus der Bedrängnis. Er weiß, daß Gott die Prüfung nur so lange währen läßt, wie nötig ist; nur so lange, bis sie das Werk an uns getan hat, das sie tun soll; danach wird Gott unsere Not gerne wenden und uns einen guten Ausgang geben.

Für die Scheingläubigen und Ungläubigen dagegen sind Nöte und Bedrängnisse oftmals ein Stolperstein, ein Anstoß. Sie begehren gegen Gott auf, wenn sie leiden müssen, und wenden sich in selbstgerechtem Zorn von Gott ab wie einst Hiobs Frau.

Wer ist so weise, daß er das einsehe, und so klug, daß er das verstehe? Denn die Wege des HERRN sind richtig, und die Gerechten wandeln darauf; aber die Übertreter kommen auf ihnen zu Fall. (Hos 14,10)


Gottes liebende Absicht mit unseren Bedrängnissen und Nöten

Weil Nöte und Leiden schon immer zum Leben der Glaubenden gehörten, finden wir in der Bibel auch viele tröstliche Aussagen über Gottes Gedanken und Absichten mit solchen Lebensführungen. Gott sagt uns, wie Er über Leiden und Bedrängnisse denkt, weshalb sie für uns nötig sind. Gott gibt uns auch ermutigende Vorbilder geprüfter Menschen wie Joseph, Hiob oder Mose.

Wenn wir im Leiden und der Anfechtung stehen, kommt oftmals der Widersacher und will uns einreden, Gott meine es nicht gut mit uns; Gott wolle uns "fertigmachen" oder habe uns verlassen und verworfen. Dazu benutzt er immer wieder auch Menschen, die uns so etwas einreden möchten. Da gilt es für den Glaubenden, zu widerstehen und sich auf die Zusagen und Versicherungen der Bibel zu stützen, die uns bezeugen, daß Gott es gut mit uns meint, wenn Er uns durch Bedrängnisse führt, und daß Er damit liebevolle erzieherische Absichten verfolgt. Wir wollen uns vor Augen halten, was die Bibel über diese Absichten sagt:


Nöte und Bedrängnisse dienen zur Prüfung

In jedem Fall dienen die Schwierigkeiten und Leiden, denen wir begegnen, dazu, unseren inneren Zustand zu prüfen. Leiden machen offenbar, wie es in unserem Herzen aussieht; sie sind ein Belastungs- und Echtheitstest für unseren Glauben.

Gerade weil unser Glaube kostbar ist in Gottes Augen, muß er geprüft werden, damit er bewährt, d. h. durch die Prüfung als echt erwiesen wird (vgl. 1Pt 1,7). Der echte Glaube scheitert letztlich auch

nicht in der Prüfung; die Prüfung erweist vielmehr seine Kraft und Siegesmacht (vgl. 1Joh 5,4), auch wenn bisweilen in gewissen Momenten und in Teilbereichen schmerzliche Niederlagen vorkommen können.

Auf der anderen Seite dienen die Prüfungen auch dazu, Schwachstellen und problematische Bereiche in unserem Glaubensleben aufzudecken. Wir meinen vielleicht, in unserem Glaubensleben sei alles in Ordnung - dann kommt eine Not, und wir entdecken, wo es uns an Zuversicht, an Gehorsam, an geistlicher Gesinnung mangelt.

Der Schmelztiegel prüft das Silber und der Ofen das Gold, der HERR aber prüft die Herzen. (Spr 17,3)

Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder Träumer aufstehen wird (...) so sollst du den Worten eines solchen Propheten oder eines solchen Träumers nicht gehorchen; denn der HERR, euer Gott, prüft euch, um zu erfahren, ob ihr den HERRN, euren Gott, wirklich von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt. (5Mo 13,2-4)

Und sie (die Heidenvölker) dienten dazu, daß Israel durch sie geprüft wurde, damit es sich zeigte, ob sie den Geboten des HERRN folgen würden, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte. (Ri 3,4)

Durch solches Offenbarwerden von Mängeln will Gott uns zur Buße leiten, uns anspornen, im Glauben weiter zu wachsen und an Bereichen unseres Glaubenslebens zu arbeiten, in denen unser Glaube noch unentwickelt oder ungesund ist. Alle Prüfungen haben eine erzieherische Absicht und dienen dazu, daß wir als Kinder Gottes zurechtkommen und geistlich gesund heranwachsen. Wir können aber darüber hinaus vielleicht verschiedene erzieherische Zwecke unterscheiden, auch wenn diese in der Praxis sicherlich oft zusammenwirken.


Nöte und Bedrängnisse dienen manchmal zur Züchtigung

Manche Nöte und Leiden, die unser himmlischer Vater uns schickt, dienen zur Züchtigung; d. h. Gott sucht uns durch schmerzhafte Schläge und Konsequenzen von einem verkehrten Weg abzubringen. Gott macht manchmal unsere Pläne zunichte, weil sie egoistisch und sündhaft sind oder Seinem besseren Plan widersprechen. Er sendet uns Leiden, weil wir gegen Ihn gesündigt haben und Seinen Führungen widerstehen. Davon zeugt das bekannte Wort aus Hebräer 12:

Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde und habt das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne! Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind. (Hebr 12,4-11)

Wenn Gott uns solch ein Stoppsignal auf unserem verkehrten Weg stellt, dann tun wir gut daran, uns zu demütigen und in aufrichtiger Buße Sein Angesicht zu suchen, um uns von unserem eigenwilligen Weg abzuwenden und die unguten Herzenshaltungen vor Gott zu bereinigen, die hinter unseren falschen Handlungen stecken.

Das echte, gesunde Gotteskind nimmt die Züchtigungen des Vaters an und begehrt nicht dagegen auf; wenn es vielleicht auch im ersten Moment aufbegehren mag, wird es doch danach Buße darüber tun. Solche Züchtigung offenbart immer auch tiefere Schäden im Herzen, die entschlossen angegangen und durch gründliche Buße in Ordnung gebracht werden müssen. Dazu leitet uns der Jakobusbrief an:

So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! Fühlt euer Elend, trauert und heult! Euer Lachen verwandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen. (Jak 4,7-10)


Nöte und Bedrängnisse dienen manchmal zur Läuterung

Jede Anfechtung in unserem Leben hat eine läuternde Funktion. Gott benutzt die Hitze der Bedrängnisse und Leiden, um, wie bei der Läuterung von Edelmetallen, die unreinen Beimischungen in unserem Glauben, die Schlacken durch die Hitze vom reinen Edelmetall zu scheiden und abzuschöpfen. Das gilt auch dort, wo wir um unserer Sünden willen gezüchtigt werden.

Vielfach aber treffen teils auch schwere Leiden und Nöte solche Gläubige, die nicht in irgendwelchen massiveren Sünden leben, sondern die in Aufrichtigkeit und Hingabe für ihren Herrn leben und Ihm dienen. Hier ist nicht der züchtigende, sondern der läuternde Aspekt der Leiden im Vordergrund.

Hiob ist dafür ein gutes Beispiel. Gott bezeichnet ihn als untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet (Hi 1,8). Hiob leidet zum einen, damit Gott durch seine Standhaftigkeit verherrlicht wird; zum anderen aber sehen wir bei Hiob trotz seiner Tadellosigkeit im Wandel einen inneren Mangel seines Glaubenslebens, der sich auch in manchen Vorhaltungen Gott gegenüber äußert.

Am Ende seines Leidensweges bekennt Hiob: "Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und in Asche!"

(Hi 42,5-6). Gott hat durch die Leiden Zerbruch und Läuterung in ihm bewirkt, so daß er zu einer tieferen Erkenntnis Gottes kam. Sein Glauben ging nicht nur bewährt, sondern gereinigt von Schlacken und gestärkt aus der schweren Prüfung hervor.

Daß gerade die durch den Glauben Gerechten oftmals schwere Wege gehen müssen, während es den Gottlosen oft in diesem Leben sehr gut zu gehen scheint, war schon immer eine Anfechtung des Glaubens, wie u. a. Psalm 73 zeigt. Aber aus der Sicht des Heiligtums, im Licht der Ewigkeit und des unbestechlichen Gerichtshandelns Gottes, können die angefochtenen Gerechten auch diese Führungen Gottes annehmen und Gottes gute Absicht darin erkennen (vgl. Ps 73,16-28).

 

Nöte und Bedrängnisse müssen uns zum Besten dienen

In jedem Fall, wie auch immer Gottes Absichten mit unseren Bedrängnissen sein mögen, dürfen wir festhalten: Gott meint es gut mit uns! Er ist nicht etwa gegen uns, wenn wir durch Leiden und Nöte gehen müssen, sondern gerade dann ist Er mit uns.

Der Herr verheißt den Seinen nicht, sie vor Feuer und Wasserfluten des Leidens zu bewahren, sondern Seine Verheißung ist: "Wenn du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht verbrennen" (Jes 42,3).

So dürfen wir als Gottes Begnadigte und Geliebte im Hinblick auf die Wegführungen des Herrn mit uns wie Joseph bekennen: "Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt ..." (1Mo 50,20). Gottes gute Absichten können wir manchmal, wie auch Joseph, schon in diesem Leben rückblickend erkennen. Manchmal jedoch wird erst die Ewigkeit erweisen, welche guten Pläne Gott mit unseren Prüfungen verfolgt hat.

In jeder Situation dürfen wir uns mit dem bekannten Wort aus Römer 8,28 trösten, das zutiefst wahr ist, auch wenn es manchmal gedankenlos angewandt wird: "Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (w. zum Guten zusammenwirken), denen, die nach dem Vorsatz berufen sind". Gottes grundsätzliche Absicht mit unseren Prüfungen ist im folgenden Vers von Römer 8 geoffenbart, und sie ist in jedem Falle wirksam:

Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. (Röm 8,29)

Alle Leiden, Nöte und Prüfungen wirken letztlich zu diesem Ziel zusammen, daß wir geistlich umgewandelt werden in das Ebenbild unseres Herrn Jesus Christus (2Kor 3,18), der auch durch Leiden vollendet wurde (Hebr 2,10). Gottes Ziel ist es, daß Christus in uns Gestalt annimmt (Gal 4,19).

 

Wie wir geistlich mit Anfechtungen und Nöten umgehen können

Die Bibel gibt uns nicht nur Aufschluß über Gottes Absichten mit unseren Nöten. Sie gibt uns auch konkrete Hilfestellungen, wie wir Prüfungen und Leiden bewältigen können, wie wir darin geistlich überwinden und daraus noch Gewinn für unser Glaubensleben ziehen können. Gott will, daß wir als Überwinder aus unseren Bedrängnissen hervorgehen - nicht daß wir von ihnen überwunden werden!

Aber wir können nur überwinden, wenn wir betend und mit geöffnetem Herzen in Seinem Wort lesen und in uns aufnehmen, was Gott an Ermahnungen und Ermunterungen, an Belehrungen und Warnungen darin sagt. Wer nur oberflächlich im Wort Gottes gegründet ist, der wird auch in Prüfungen leichter versagen; all die wertvollen Belehrungen und Verheißungen im Wort Gottes nutzen ihm nicht viel, weil er sie nicht genau genug kennt und sein Herz sie nicht ergriffen hat.

Der gesunde Glaube überwindet in der Anfechtung! Er wird in den Prüfungen der Leiden und Widrigkeiten unseres Lebens bewährt und gestärkt. Doch damit die Prüfung eine solche gute Frucht in unserem Leben bewirken kann, sollten wir die Linien und Lehren der Schrift beherzigen, von denen wir nun noch einige andeuten wollen:


Der Glaube sagt Ja zu Gottes Kreuzeswegen

Eine sehr wichtige Grundlage, die bei uns gelegt sein muß, damit wir in Anfechtungen überwinden können, ist die Einsicht, daß unser Fleisch, unser sündiges, egoistisches Selbstleben vor Gott nichts taugt und den Tod verdient hat. (Dazu haben wir oben einiges schon gesagt, vgl. S. XX - XX in diesem Buch.)

Das Fleisch ist Gottes Feind und unterwirft sich Gottes Willen nicht. Es ist auch der Feind unseres neuen Lebens und bereitet uns viele Nöte, Hindernisse und Schwierigkeiten, im Glauben vorwärtszukommen, wenn wir es nicht konsequent in den Tod geben und mit Christus gekreuzigt halten. "Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten" (Gal 5,24).

Weil wir oft uns mit unserem Fleisch in gewisser Weise einsmachen oder verbünden, muß Gott immer wieder uns Wege führen, bei denen fleischliche Wünsche und Bestrebungen, Begierden und Lüste zuschanden werden. Christus nachzufolgen bedeutet ja, uns selbst, unser seelisches Eigenleben zu verleugnen und den Weg des Kreuzes, der Selbstverleugnung, der Ganzhingabe für Gott zu gehen.

Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Lösegeld für sein Leben geben? (Mt 16,24-26)

...wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so daß wir der Sünde nicht mehr dienen; Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, daß ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn! (Röm 6,6.11)

Diesen Weg kann unser Fleisch nicht mitgehen; es wird sich immer dagegen wehren. So müssen wir unsere fleischlichen Regungen bewußt töten, in den Tod geben, wenn wir in der Nachfolge bleiben und geistlich wachsen wollen.

Der wahre Christusnachfolger, der Christ, der geistlich wachsen will, stellt sich daher auch in Leiden und Bedrängnissen auf die Seite des Herrn, auf die Seite des neuen Menschen in ihm selbst und sagt Nein zu den Ansprüchen des Fleisches, des Eigenlebens. Deshalb sagt er auch Ja zu Gottes Wegen, wenn diese das Sterben bestimmter fleischlicher Regungen und Wünsche bedeuten. Das meint wohl auch der Apostel Paulus, wenn er bekennt:

Wir werden überall bedrängt, aber nicht erdrückt; wir kommen in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung; wir werden verfolgt, aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um; wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird. Denn wir, die wir leben, werden beständig dem Tod preisgegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar wird an unserem sterblichen Fleisch. (2Kor 4,8-11)

Gottes Führungen in Bedrängnissen und Leiden dienen immer auch dazu, uns von unserem fleischlichen Wesen loszulösen, um dem Geist Gottes, dem Auferstehungsleben des Christus in uns Raum zu machen, damit wir geistlich wachsen und wandeln können. Der einzig richtige Weg ist es daher, wenn wir gegen unsere fleischlichen Gedanken und Gefühle radikal Ja sagen zu Gottes Kreuzeswegen in unserem Leben. Nur so wird der neue Mensch, das neue Leben in uns zunehmen und sich gesund entfalten können.


Der Glaube hängt sich vertrauensvoll an den Herrn

Auch wenn wir Leiden und Widrigkeiten erleben, von denen der natürliche Mensch sagen würde "Wo ist nun dein Gott? Er schlägt dich ja noch, anstatt dir zu helfen!", können wir im Glauben doch festhalten, daß wir geliebte Kinder Gottes sind, geborgen in der Hand des himmlischen Vaters. Der

Glaube hält auch im Dunkel der Anfechtung fest an den Verheißungen Gottes; er weiß, daß Gott ihm gnädig ist und für ihn ist, auch wenn der Augenschein dagegen spricht.

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immerzu rechten und nicht ewig zornig bleiben. Er hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, welche ihn fürchten; denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er denkt daran, daß wir Staub sind. (Ps 103,8-14)

Auf der einen Seite bedeutet dies, sich unter die Hand Gottes zu demütigen, wenn Er Nöte in unser Leben hineinverordnet; der Glaube begehrt nicht auf, macht Gott keine Vorwürfe, sondern beugt sich in den Staub vor Gottes Majestät. Auf der anderen Seite bringt gerade solche Ergebung auch die Zuversicht, daß Gott in Seiner Gnade und Barmherzigkeit uns wieder heraushilft aus unseren Nöten. Wer sich unter Gottes gewaltige Hand demütigt, der darf auch alle seine Sorgen auf Ihn werfen, und er wird erfahren, daß Gott für ihn sorgt (1Pt 5,6-7). Dies ist so unvergleichlich tief in den Klageliedern ausgedrückt; diese Worte sind überaus wichtig und kostbar als Trost und Anleitung in der Stunde großer Anfechtung:

Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise des HERRN sind's, daß wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß!

Der HERR ist mein Teil! spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Der HERR ist gütig gegen die, welche auf ihn hoffen, gegen die Seele, die nach ihm sucht.

Gut ist's, schweigend zu warten auf die Rettung des HERRN. Es ist gut für einen Mann, das Joch zu tragen in seiner Jugend. Er sitze einsam und schweige, wenn Er es ihm auferlegt! Er stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung vorhanden. Schlägt ihn jemand, so biete er ihm die Wange dar und lasse sich mit Schmach sättigen!

Denn der Herr wird nicht auf ewig verstoßen; sondern wenn er betrübt hat, so erbarmt er sich auch nach der Fülle seiner Gnade; denn nicht aus Lust plagt und betrübt Er die Menschenkinder. (Klag 3,21-33)

Der angefochtene, geprüfte Gläubige wird durch sein Leiden nicht von Gott weggezogen, sondern er klammert sich umso mehr an Gott (vgl. Ps 91,14) und sucht seine Hilfe, seinen Trost nur bei Ihm. Das finden wir so schön im Psalm 73 zum Ausdruck gebracht:

Und dennoch bleibe ich stets bei dir; du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich danach in Herrlichkeit auf! Wen habe ich im Himmel [außer dir]? Und neben dir begehre ich nichts auf Erden! Wenn mir auch Leib und Seele vergehen, so bleibt doch Gott ewiglich meines Herzens Fels und mein Teil. (Ps 73,23-26)


Der Glaube widersteht dem Teufel, wenn dieser uns angreift

Eine besondere Art von Anfechtungen wird uns in der Bibel bezeugt: Manche bösartigen Angriffe von Menschen, manche bedrängenden, herunterziehenden Gedanken, manche bedrohlichen Umstände und scheinbar unüberwindliche Hindernisse in unserem Weg kommen aus der Finsternis, von dem

Fürst dieser Welt, dem großen Widersacher und Feind Gottes, der immer wieder unter Gottes Zulassung die treuen Gläubigen angreift und bedrängt.

Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, daß sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. (1Pt 5,8-9)

Wir sind hineingestellt in einen geistlichen Kampf mit den Mächten der Finsternis, in dem wir uns im Glauben wehren und dem Teufel widerstehen dürfen (vgl. auch Jak 4,7). Dabei geht es um die defensive Verteidigung unseres Glaubensstandes und unseres geistlichen Auftrags, nicht etwa um offensive "geistliche Kriegsführung" nach der Art der Charismatiker, in der der Widersacher "angegriffen", "gebunden" oder gar "vertrieben" werden soll. Es geht auch hier darum, standzuhalten und standhaft zu bleiben in all den Bedrängnissen, die der Feind gegen uns aufrichten will.

Im übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen ... (Eph 6,10-18)

Wenn uns der Feind durch Menschen angreift, die er beeinflußt, dürfen wir diesen Menschen ruhig und gelassen widerstehen, ohne ihnen selbst feindlich gegenüberzutreten, denn "unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut". Aber wir dürfen uns durch ihre Angriffe weder verunsichern noch herunterziehen lassen; wir widerstehen dem Feind im Gebet und segnen unsere menschlichen Widersacher, dann wird Gott handeln.

Wenn wir in Gedanken angegriffen werden (anklagende Gedanken, Ängste, depressive Gedanken, unreine Gedanken), dann können wir auch solchen Gedanken widerstehen und nach 2Kor 10,3-5 Gedankenfestungen niederreißen und "jeden Gedanken gefangennehmen zum Gehorsam gegenüber Christus". In dem allem haben wir die Verheißungen des Herrn:

Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden. (Lk 10,19)

Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre ... (Lk 22,31-32)

Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre. (1Joh 3,8)


Der Glaube harrt aus unter der Last

Wenn wir in Bedrängnis und Anfechtung sind, dann ist es sehr wichtig, daß wir darin auch standhaft ausharren, anstatt aus der Situation zu flüchten, uns der väterlichen Zucht eigenmächtig zu entziehen und so Gott aus der Schule zu laufen (vgl. Spr 10,17).

Auch auf dem Weg deiner Gerichte, HERR, harrten wir auf dich; auf deinen Namen und dein Gedenken war das Verlangen der Seele gerichtet. (Jes 26,8)

Dieses standhafte Ausharren gehört notwendigerweise zum biblischen Glauben dazu; nur so erlangen wir die Verheißungen Gottes: "Denn standhaftes Ausharren tut euch not, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erlangt" (Hebr 10,36). Zu diesem standhaften Ausharren gehört nach dem neutestamentlichen Wort das geduldige, ergebnen Darunterbleiben unter der von Gott auferlegten Last, das glaubensvolle Warten auf Gottes gnädiges Eingreifen, das uns allein helfen kann.

Befiehl dem HERRN deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen. Ja, er wird deine Gerechtigkeit aufgehen lassen wie das Licht und dein Recht wie den hellen Mittag. Halte still dem HERRN und warte auf ihn! Erzürne dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der Arglist übt. (Ps 37,5-7)

Zugleich bezeichnet Ausharren auch ein beharrliches Warten auf Gott, das nicht rasch ungeduldig und schwankend wird, das sich nicht selbst hilft und nicht auf Menschenhilfe schielt, sondern den Blick ungeteilt auf den Herrn richtet, von dem unsere Hilfe kommt. Diese Glaubenhaltung finden wir immer wieder in den Psalmen bezeugt:

Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den HERRN! (Ps 27,14)

Siehe, das Auge des HERRN achtet auf die, welche ihn fürchten, die auf seine Gnade harren ...

Unsere Seele harrt auf den HERRN; er ist unsere Hilfe und unser Schild (Ps 33,18-19)

Ich harre auf den HERRN, meine Seele harrt, und ich hoffe auf sein Wort. Meine Seele harrt auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen. (Ps 130,5-6)

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meine Rettung und mein Gott ist! (Ps 42,12)

Beharrlich habe ich auf den HERRN geharrt, da neigte er sich zu mir und erhörte mein Schreien. (Ps 40,2)

Auch im Neuen Testament wird betont, daß dieses standhafte, geduldige Warten auf den Herrn eine wichtige Tugend der Gläubigen ist (vgl. dazu auch 2Pt 1,6 "Standhaftigkeit" = standhaftes Ausharren):

Der Herr aber lenke eure Herzen zu der Liebe Gottes und zum Ausharren des Christus! (2Th 3,5)

... sondern in allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: in viel standhaftem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten ... (2Kor 6,4)

... und du hast [Schweres] ertragen und hast Ausharren, und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden. (Offb 2,3)

Von unserem Fleisch her sind wir leidensscheu und unbeständig, feige und schwankend wie ein Rohr im Wind, zwiespältigen Herzens und sehr geneigt, unter der Last verzagt zusammenzubrechen oder trotzig wegzulaufen. Den Lasten und Bedrängnissen standzuhalten, dazu kann uns nur der Herr Kraft geben, und den Glauben, der weiß, daß Gott die Situation angeordnet hat, und daß er sie auch zu einem guten Ziel führen wird. Allein in dieser Glaubenshaltung können wir standhaft ausharren, und dieses Warten auf Gott bringt eine wertvolle Frucht. Davon redet Römer 8:

Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, daß die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden ... (Röm 5,3-5)

Bewährung, Glaubenstiefe und -festigkeit, geistliche Reife und Gründung in Christus empfangen wir nicht im Schnellverfahren; hierzu sind Bedrängnisse nötig, in denen wir standhaft ausgeharrt haben, und die uns dadurch geistlich weitergebracht haben. Darin darf uns ein großes alttestamentliches Vorbild Mut machen:

Siehe, wir preisen die glückselig, welche standhaft ausharren! Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr [für ihn] bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen. (Jak 5,11)


Der Glaube rechnet zuversichtlich mit Gottes Eingreifen

Für den überwindenden Glauben ist es wichtig, sich auf die Verheißungen Gottes zu stützen und dem Herrn zu vertrauen, daß Er zu jeder Zeit in der Anfechtung die Dinge in Seiner Hand hält und lenkt und daß Er zu dem von Ihm festgelegten Zeitpunkt die Not wieder wendet. Eine wunderbare Verheißung hat uns der Herr dazu im 1. Korintherbrief gegeben:

Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so daß ihr sie ertragen könnt. (1Kor 10,13)

Wie tröstlich ist dieses Wissen, daß Gott, der Allmächtige und Allwissende, schon einen Ausgang für unsere Not bereitet hat, bevor sie überhaupt begonnen hat! Er kennt auch unsere Tragekraft und hat die Prüfung genau so zugeschnitten, daß wir sie ertragen können (wobei Gottes Prüfungen zumeist über unsere natürliche Kraft gehen, nicht aber über die Kraft, die Er uns verleiht!).

Der Glaube rechnet also damit, daß unser himmlischer Vater alles in der Hand hat, daß die Bedrängnis nicht außer Kontrolle geraten kann, um uns zu verschlingen; daß Gott Menschen und Umstände souverän lenkt und beherrscht. Daraus entspringt das vertrauensvolle Gebet, mit dem wir unsere Lasten und Sorgen immer wieder vor Gott bringen und um Seine Durchhilfe bitten dürfen.

Wirf dein Anliegen auf den HERRN, und er wird für dich sorgen; er wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen! (Ps 55,23)

Gepriesen sei der Herr! Tag für Tag trägt er unsere Last, Gott ist unser Heil! (Ps 68,20)

Zu dir, o HERR, erhebe ich meine Seele; mein Gott, ich vertraue auf dich! Laß mich nicht zuschanden werden, daß meine Feinde nicht frohlocken über mich! Gar keiner wird zuschanden, der auf dich harrt; zuschanden werden, die ohne Ursache treulos handeln. (...) Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, denn er wird meine Füße aus dem Netz ziehen. (Ps 25,1-3.15)

Bei dir, o HERR, habe ich Zuflucht gefunden; laß mich niemals zuschanden werden; errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige dein Ohr zu mir, rette mich rasch; sei mir ein starker Fels, eine feste Burg zu meiner Rettung! Denn du bist mein Fels und meine Festung, führe und leite du mich um deines Namens willen! Befreie mich aus dem Netz, das sie mir heimlich gestellt haben; denn du bist meine Schutzwehr. In deine Hand befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott! (Ps 31,2-6)

Im Neuen Testament haben wir die Zusicherung, daß wir in aller Bedrängnis mit unserem wunderbaren, barmherzigen Hohenpriester Jesus Christus rechnen dürfen, der sich allezeit für uns eintritt und uns deshalb auf das völligste erretten kann (Hebr 7,25). Unsere Glaubenszuversicht in der Anfechtung gründet sich völlig auf Christus und Sein Werk:

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde. So laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! (Hebr 4,14-16)

 

Die kostbare Frucht bestandener Prüfungen

Wir wollen zurückkommen zu unserem Wort aus dem 1. Petrusbrief, das uns in diese Betrachtung eingeführt hat. Der Apostel Petrus zeigt uns, daß es durchaus normal und verständlich ist, wenn wir unter manchen Prüfungen und Nöten traurig sind. Wir haben allezeit Freude und Frieden im Herrn, und doch kann es vorkommen, daß wir unter der Last der Prüfung auch betrübt sind. Doch der Herr tröstet uns, daß dieser vorübergehenden Traurigkeit eine ewige, jubelnde Freude folgen wird.

Dieses Trostwort zeigt uns dann auch den großen Wert der durchlebten und durchlittenen Prüfungen für unseren Gott. In Seinen Augen ist unser Glaube kostbar - so kostbar, daß Er ihn prüft und läutert, manchmal auch im Schmelzofen des Elends, im Feuer der Leiden.

Unser Ausharren in Prüfungen ist gewiß auch ein Zeugnis vor der unsichtbaren Welt, das Gott ehrt, wie wir es in Hiob angedeutet finden. Und unser geläuterter, bewährter Glaube wird zur Folge haben, daß einst in der Herrlichkeit unser wunderbarer Herr dadurch verherrlicht wird und geehrt wird - unser Herr, der um unsretwillen Leiden und Prüfungen auf sich nahm, die wir gar nicht ermessen können. Auch wir dürfen sicherlich ein Lob von Ihm empfangen, wenn wir hier in Bedrängnissen ausgeharrt haben.

In jedem Fall wird das Ende unseres Weges, wenn wir ihn im Glauben an Christus bestanden haben, Herrlichkeit und jubelnde Freude sein. Das darf uns trösten, wenn es hier durch Drangsal und Nöte geht, daß Gott einmal alle Tränen abwischen wird. In der Freude dieser Vollendungszeit wird dann alle Mühe und Traurigkeit vergessen sein, die wir hier hatten.

Aus dieser Sicht kann der starke Glaube sich schon hier freuen mitten in Bedrängnissen. Das ist gewiß nicht jedem Gläubigen möglich, sondern das Kennzeichen einer ungewöhnlichen Reife und geistlichen Gesinnung; aber wir finden es so bezeugt:

Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, da ihr ja wißt, daß die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen (od. ausgereift, erwachsen) und vollständig seid und es euch an nichts mangelt. (Jak 1,2-4)

Dieser sieghafte Glaube mitten in Bedrängnissen wurde uns besonders durch den Apostel Paulus vorgelebt, der schreiben konnte:

Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, daß die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. (Röm 5,3-5)

Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!« Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. (Röm 8,35-37)

Unser Herr Jesus Christus ist es, der in allen Bedrängnissen überwunden hat durch Seinen Opfertod am Kreuz und Seine Auferstehung. In Ihm, durch Ihn dürfen auch wir Überwinder sein, ja, mehr als Überwinder. Wir selbst sind schwach und angefochten - aber unser Herr ist stark, Er hat überwunden, und so dürfen wir auch überwinden im Aufblick auf Ihn. Und wenn wir so am Ziel angelangt sind, wartet dort auf uns ein Siegeskranz, den uns der Herr der Herrlichkeit verleihen wird:

Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung (od. Prüfung) erduldet (od. in standhaftem Ausharren erträgt); denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben. (Jak 1,12)


 


 

Quelle: http://www.das-wort-der-wahrheit.de/

Niederschrift eines seelsorgerlichen Vortrages über den Sinn von Leiden und Nöten und ihre Überwindung im Glauben. Veröffentlicht 2010

Rudolf Ebertshäuser
ESRA-Schriftendienst