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Der Kurswechsel der Evangelischen Allianz

Publiziert von Jesusruf
Autor: Hans-Werner Deppe, Dr. Lothar Gassmann

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Publizierung: 29.01.09
Letzte Revision: 29.01.09

DEA-Logo-fuzzyWer heute die politisch korrekte Allianz-Gesinnung vertritt, darf nichts mehr gegen Charismatiker, Katholiken und ihre Lehrauffassungen sagen. Die Allianz möchte, dass alle sich "zur Förderung der Einheit unter den Christen" verpflichten und verteilt auf der Einheits-Impulstour eine entsprechende Verpflichtung an alle Besucher. Diese Verpflichtung spiegelt keine biblische Haltung, sondern die neue Toleranz des Postmodernismus wider...


Der Kurswechsel der Evangelischen Allianz

In dem Interview wurde der frühere Allianzvorsitzende Peter Strauch auch mit der Frage konfrontiert, ob ein katholischer Bischof zur Allianz gehören könnte. Der Allianzvorsitzende hält dies von Seiten des Bischofs her zwar für unwahrscheinlich, spricht aber von keinerlei Vorbehalten seitens der Allianz gegenüber dem Bischofsposten. Die Allianz würde demnach also sogar katholische Kirchenführer mit offenen Armen aufnehmen, wenn diese nur wollten. Bereits in einem Interview mit der Zeitschrift "Aufatmen" hatte Peter Strauch für Offenheit gegenüber dem Katholizismus plädiert und erklärt, die Evangelische Allianz sei seit ihrer Gründung 1846 stets ökumenisch ausgerichtet gewesen und man habe sich schon damals nicht gegen katholische Christen gewandt. Das stimmt jedoch nicht. Hans Hauzenberger schreibt über die Anfangszeit der Allianz: "Von allem Anfang an sahen die meisten tonangebenden Leute in der Allianz eine Aufgabe in der Bekämpfung der römisch-katholischen Kirche und des Anglo-Katholizismus. Der Kampf gegen den Katholizismus wurde aber ins Programm der Allianz aufgenommen. Aber auch aus theologischen Gründen sah man sich durch den Katholizismus herausgefordert, der als der "große Feind des Christentums" verstanden wird."

Peter Strauch behauptet in einem Idea-Interview: "Die Evangelische Allianz ist theologisch weder liberaler geworden, noch hat sie sich ihren Grundlagen in irgendeiner Weise entfernt." Dabei müsste Strauch nur zu gut wissen, dass das Gegenteil der Fall ist, denn abgesehen von der Öffnung gegenüber dem Katholizismus war er selbst maßgeblich an einem bedeutenden Kurswechsel der Allianz beteiligt: an der Kasseler Erklärung von 1996, dem Schulterschluss zwischen Allianz einerseits und Pfingstlern und Charismatikern anderseits. Während die Evangelische Allianz bis in die 1990er Jahre eine klare ablehnende Überzeugung gegen charismatische Sonderlehren hatte, begann sie 1996 gemeinsame Sache mit Charismatikern zu machen, z.B. in der gemeinsamen Veranstaltung des "Jesus-Tages", der bis dahin "Marsch für Jesus" hieß und den Hintergrund charismatischer "geistlicher Kriegsführung" hatte.

Peter Strauch drückte im Januar 2000 in einem Interview mit der pfingstlerischen Zeitschrift "Wort und Geist" seinen postmodernen Pluralismus aus: "Deshalb bin ich überzeugt, dass bei der Aufnahme "typischer charismatischer Elemente" ein Defizit gefüllt wird, das gefüllt werden muss, wenn wir als Christen ganzheitlich leben wollen."

Diese neue Einheit der Allianz mit Charismatikern und Pfingstlern seit 1996 war ein Meilenstein im Einheitsprozess und offenbar ein Vorreiter für die Öffnung gegenüber dem Katholizismus, denn seitdem verhält sich die Allianz auch immer einladender gegenüber Katholiken. Die Integration der charismatischen Bewegung, vorangetrieben u.a. durch die "Impulstour", bereitet den Weg zum Katholizismus. Denn die charismatische Bewegung ist mit ihrem Mystizismus und ihrer Betonung sinnlicher Erfahrungen zu Lasten gesunder biblischer Lehre das Bindeglied schlechthin zwischen Evangelikalen und katholischer Kirche. Beim Umdenkprozess Toleranz - Relativierung der Wahrheit - Postmodernismus - Humanismus - Ökumene - freimaurerische Welteinheit wirkt die charismatische Bewegung wie ein zündender Katalysator. Es war ein taktisch sehr kluger Schachzug der Einheitsverfechter, vor der Vereinigung von Evangelikalen und Katholiken zuerst eine ungestörte Einheit zwischen Evangelikalen und Charismatikern einzurichten.

Selbstverpflichtung zur Toleranz

Wer heute die politisch korrekte Allianz-Gesinnung vertritt, darf aber nichts mehr gegen Charismatiker, Katholiken und ihre Lehrauffassungen sagen. Die Allianz möchte, dass alle sich "zur Förderung der Einheit unter den Christen" verpflichten und verteilt auf der Einheits-Impulstour eine entsprechende Verpflichtung an alle Besucher. Darin heißt es u.a.: "Weil die Vielfalt des Leibes Christi den Reichtum der Gaben Gottes widerspiegelt, werde ich auch anderen Traditionen und Frömmigkeitsstilen respektvoll begegnen. Weil ich das gleichgültige Nichtbeachten und Herabsetzen anderer Christen als Sünde erkenne, werde ich mich nicht daran beteiligen, sondern sie achten, wertschätzen und in Konfliktfällen möglichst das Gespräch mit ihnen suchen."

Diese Verpflichtung spiegelt keine biblische Haltung, sondern die neue Toleranz des Postmodernismus wider. Es ist zwar Auslegungssache, was unter "Nichtbeachten und Herabsetzen" verstanden wird, aber in der Praxis wird dadurch letztlich auch berechtigtes und notwendiges Aufdecken von Falsch- und Irrlehren als "Sünde" deklariert. Wo die Bibel uns zum Ermahnen, Korrigieren, Warnen und Absondern auffordert, wo sie warnt: "Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig" (Gal 5,9; 1Kor 5,6) und damit den Einfluss von tolerierter Unmoral und falscher Lehre verhindert, dort urteilt diese Selbstverpflichtung: "Sünde!"

Gottfried Meskemper schrieb in einem Leserbrief an Idea über die Selbstverpflichtung:

"Die "Verpflichtungs-Erklärung" sollte man besser "Maulkorb" nennen. Die Erklärung beinhaltet kein Bibelwort, keine Position, keinen Gebetsaufruf; sie ist profillos. Das hat alles nichts mit Gottes Wort und unserem missionarischen Auftrag zu tun, die Verlorenen zu retten. Da ist von Traditionen, Frömmigkeitsstilen, Wertschätzung, Gaben und Fähigkeiten die Rede, aber nicht von einer Warnung vor Sekten, falscher Theologie oder evangelikaler Spaßgesellschaft."

Dass berechtigte Kritik tatsächlich als verwerfliches "Nichtbeachten und Herabsetzen" beurteilt und dadurch ausgeschaltet wird, sei durch ein Beispiel belegt: Das beliebte Internet-Forum "Jesus.de" des Bundes-Verlages (Witten) filtert über eine "schwarze Liste" bestimmte Beiträge von Teilnehmern heraus. Wenn ein Forum-Teilnehmer auf eine andere Internetseite verweisen will und dazu einen so genannten "Link" schreibt, wird dieser Link anhand dieser "schwarzen Liste" überprüft und gelöscht, wenn er auf apologetische, aufklärende Artikel hinweist. Somit wird der Hinweis den anderen Forumsteilnehmern vorenthalten. Zu den herausgefilterten Internetseiten gehört auch die des Betanien Verlags. Die Moderatoren begründeten dies auf Nachfrage mit der pauschalen Aussage, dass die Artikel auf der Betanien-Internetseite "nicht hilfreich" seien und dort Charismatiker und Katholiken "verunglimpft" würden. Besonders stieß man sich daran, dass in einem Betanien-Artikel in Frage gestellt wurde, ob der Papst wiedergeboren sei. Diese Aussage kann bei "Jesus.de" schlecht geduldet werden, da der Bundes-Verlag auch einen überzeugten Katholiken als Forum-Moderator engagiert hat.

Der Impulstour-Selbstverpflichtung zufolge sollen die Sonderlehren der einzelnen Denominationen nicht korrigiert werden, sondern man soll sie als Ausdruck des "Reichtums der Gaben Gottes" betrachten. Ebenso verglich Peter Strauch in seinem Hauptvortrag der Impulstour die vielfältigen Glieder des Leibes Christi mit den vielfältigen verschiedenen Kirchen. Das geht jedoch weit an der biblischen Wahrheit vorbei. Die Vielfalt am wahren Leib Christi besteht nicht in den vielfältigen unbiblischen Lehren und Traditionen, sondern in den vielfältigen einzelnen Gläubigen und ihren geistlichen Gaben.

Nach Allianz-Ansicht sollen die "vielfältigen" Denominationen und Gruppierungen auch mit ihren jeweiligen Falschlehren bestehen bleiben, Hauptsache, sie vereinen sich auf einer höheren Einheits-Instanz auf Grundlage eines Minimalkonsenses. Weitergehende lehrmäßige Abweichungen werden einem fragwürdigen "Dialog" oder einfach der neuen Toleranz anbefohlen. Im Gegensatz zu den Reformatoren, die entschieden für die ganze Wahrheit der Bibel eintraten und sich um jeden Preis von Irrlehre distanzierten, kämpft die Allianz nicht zuerst für die biblische Wahrheit, sondern setzt die Priorität auf Einheit.

Oft wird die Auffassung, verschiedene Lehren und Denominationen seien eine wünschenswerte "Vielfalt in der Einheit", mit dem "Bunte-Blumenwiese-Modell" zu rechtfertigen versucht: Die Denominationen seien wie verschiedene bunte Blumen auf einer Wiese, die diese besonders schön mache, und daher sei die Vielfalt der Konfessionen durchaus Gottes Wille. Dieses "Bunte-Blumenwiese-Modell" und seine Konsequenz kam auf der Impulstour in einem Sketch mit Eva-Maria Admiral und Eric Wehrlin zum Ausdruck: Die vereinten Christen wurden scherzhaft "Freiluthbaptanglokathogelen" genannt. Auch wenn das nicht ernst gemeint war, vermittelt es doch einen Grundgedanken des Allianz-Modells: Alle Denominationen haben ihre Existenzberechtigung, und anstatt diese aufzugeben und sich schlicht und einfach "Christen" zu nennen, muss - um allen gerecht zu werden - ein Monstrum an Wortkonstruktion erfunden werden - obwohl doch allein der biblische Name "Christen" ausreichen würde. Genau wie der "Freiluthbaptanglokatholizismus" wäre eine Einheit nach Allianz-Verständnis ein Monstrum, in dem Christus gar nicht vorkommt, aber der Katholizismus gutheißend integriert ist. Das "Bunte-Blumenwiese-Modell" ist das Gemeinde- und Einheitsverständnis der Allianz. Sie sieht verschiedene Denominationen als Reichtum und Unterschiede, die man "feiern" soll, wie Rudolf Westerheide, Referent der Allianz, es in Aufatmen schrieb. Der Katholizismus kann in diesem Modell nichts anderes sein als eine weitere willkommene Blume auf der Wiese. Das ist kein Glaube an die eine Wahrheit Gottes, sondern postmoderner Pluralismus.

Hans-Werner Deppe

 

Auszug aus: Erich Brüning / Hans-Werner Deppe / Lothar Gassmann: PROJEKT EINHEIT. ROM, ÖKUMENE UND DIE EVANGELIKALEN, Oerlinghausen 2004, 142 Seiten, 6,50 Euro

Restexemplare dieses aufdeckenden und daher umstrittenen Buches sind bei Dr. Lothar Gassmann erhältlich.

Dr. Lothar Gassmann, Am Waldsaum 39, D-75175 Pforzheim
Tel. 07231-66529 , Fax 07231-4244067, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.L-Gassmann.de

Quelle: Newsletter von Dr. Lothar Gassmann vom 27.01.09

Textaufbereitung, Layout: K. Ted Reischle